Schweine

Die Mattenhof Schweinehaltung hat sich seit 1986, dem Baujahr des Offenfrontstalles für 54 Tiere, stark verändert. Heute halten wir nur noch um die 15 Tiere pro Jahr für die Direktvermarktung. Es sind Extensivrassen-Kreuzungen und keine Tiere mehr der drei in der Schweiz typischen rosa Hochleistungsrassen. Da wir weniger «Kraftfutter», dafür viel Gemüserüstabfälle, Gras, Silage, Rüebli- und Kartoffelsortierabgänge und Chrösch (Nebenprodukt des Mattenhof-Mehles) einsetzen wollen, brauchen die Tiere nicht 3-4 Monate, bis sie schlachtreif sind, sondern 6-8 Monate.

Haltung

Die ungefähr 10-12 Wochen alten Biofärli holen wir mit dem Auto(anhänger) direkt beim Züchterbetrieb. Bei uns können sie eine Bucht, die für mindestens 16 Tiere gebaut wurde, als «Kleingruppe» von maximal 6 Tieren in Beschlag nehmen, den grossen Laufhof erkunden, im Stroh wühlen und schnüffeln, am Holz raffeln, über Stufen auf den Fressplatz gelangen und sich an die grossen Keramik-Futtertröge und an die Tränkenippel gewöhnen. Der mit viel Stroh eingestreute Liegebereich wird mit zwei flexiblen Holzwänden dem Flächenbedarf der Tiere angepasst, damit sie ihr «Liegenest» möglichst sauber halten. In der kalten Jahreszeit bauen wir über den Liegebereich eine Hütte, sodass die Färli wenigstens im Stroh nicht voll dem garstigen Wetter ausgesetzt sind. Gefüttert werden die Tiere zweimal pro Tag, indem zwei Biofutter-Mehlmischungen und allenfalls gedämpfte Kartoffeln in den Trögen verteilt und mit Wasser breiig gemacht werden. Neben Stroh können die Schweine auch Chrösch (Schalenteile des Getreides, nehmen wir von der Mühle zurück), Rüstabfälle, altes Gemüse vom Hofladen, Futter(resten) der Kühe und «Abfall-Rüebli» fressen, je nachdem, was es gerade hat.

Der Offenfrontstall mit seiner Südwest-Exposition bringt viel Licht und Sonne (und wenig Bise) in den Stall, aber die Ausläufe müssen im Sommer mit einer alten Bewässerungsleitung jede Stunde 3 Minuten lang besprüht werden, damit sie kühler bleiben und den Schweinen helfen können, sich abzukühlen.

Metzgen

Nach ungefähr einem halben Jahr Mattenhof-Leben verladen wir 2-4 der grössten Tiere einer Gruppe im frühen Morgen in den Viehanhänger und fahren ca. 15 Minuten nach Walterswil zum Hof-Metzg-Restaurant St. Urs und Viktor. Dort werden sie in einen kleinen Pferch getrieben, mit einer Stromzange bewusstlos gemacht, aufgezogen, ausgeblutet und in der Brühmaschine enthaart. Diese letzten Stunden unserer Schweine sind nicht die glücklichsten Stunden einer Bäuerin, wir trösten uns aber ein wenig mit dem Gedanken, dass sie für Nutztiere ein „schönes“ Leben hatten, ohne Angstgefühle zu zeigen verladen wurden und beim Metzger neugierig und ohne die von uns so gerne vermutete Vorahnung in die letzte Bucht gehen.

Fleisch

Das Fleisch der Extensivrassen, das wir seit 2021 verkaufen, dünkt uns saftiger (höherer Anteil intramuskulären Fetts), mit gar nicht viel grösserer Fettauflage. Es ist deutlich langsamer gewachsen, dadurch irgendwie kompakter und braucht eine leicht längere Kochzeit. Im Vergleich zu den beiden Rosa-Rassen «säuelet» das Fleisch kaum. Wir bieten es in Mischpaketen an und in einzelnen Portionen, die Sie mit dem Talon im Kundenbrief bestellen können.

5kg-Mischpaket 10kg-Mischpaket
Preis offen 150 Fr. 285 Fr.
Preis vakuumiert (Stückzahl und Portionengrösse angeben) 160 Fr. 300 Fr.
Huft-Steak 2 4
Hals-Steak 2 4
Nierstück-Steak 2 4
Kôtelettes 2 4
Filet ganz 1
Falsches Filet 1
Plätzli 500g 1000g
Hackfleisch 400g 800g
Geschnetzeltes 500g 1000g
Ragout/Voressen 300g 500g
Braten Nierstück 800-1000g 1
Braten Hals 800-1000g 1
Braten Schulter 800-1000g 1
Leberli gratis dazu gratis dazu
Bratwürste 4 8

Früher bis heute

Schweine werden seit 100en von Jahren auf (Kölliker) Höfen gehalten. Allerdings waren es pro Hof nur 1-2-wenige Tiere, die in ganz kleinen Verliessen, oft ohne Tageslicht (von Auslauf gar nicht zu reden) nur die Aufgabe hatten, Resten zu verwerten, Fett und Därme für Würste, Borsten, Schwarten, Speck und natürlich auch ein paar gute Fleischstücke für Festessen zu „produzieren“. Auf dem Mattenhof lebten in einem extra gebauten Stall mit drei Buchten und Ausläufen eine Muttersau mit ihren Färli und daneben in der grössten Bucht die älteren Mastjager.

Seit dem Neubau eines für die damalige Zeit pionierhaften Offenfrontstalles 1986 wurden die Mattenhof-Schweine in drei geräumigen Buchten für je 20 Tiere mit Laufhof, Strohliegefläche und Fressplatz gemästet. In 3-4 Monaten wuchsen die 20-25 kg schweren Färli zu 110-120kg schweren, schlachtreifen Tieren heran. Im Frühling 2021, also nach 35 Jahren, beendeten wir die Mastschweinehaltung für die Aarauer Firma Fidelio Biofreiland, um unsere Arbeitsüberlastung zu mildern (wir brachten die Tiere halt unter anderem alle selber in den Schachthof, zuerst nach Aarau, dann nach Wohlen).

2011 kamen wir zum Projekt «Wollschwein» des Hofes Kasteln dazu, und – in der Hoffnung, die schon lange gesuchte Wunder-Bio-Rasse, die aus Gras Fleisch wachsen lassen kann, gefunden zu haben – mästeten wir in bis zu 5 improvisierten Buchten (davon zwei im Mutterkuhstall) Gruppen bis zu 15 Tieren. 2016 reduzierten wir das Projekt auf 1-2 Tiergruppen von 5-10 Tieren, weil die Mastdauer wegen „Absatzproblemen“ oft zu lange und damit der Futterverbrauch und Betreuungsaufwand zu gross war und die Tiere auch für unseren Geschmack zu viel Fett ansetzten. 2023 liessen wir die Wollschweinehaltung auslaufen.

Im Frühling 2021 begannen wir mit dem Einstallen von vier «Silberdistel-Schweinen» (einer Kreuzung von Turopolje-Duroc-Schweinen mit einem Schwäbisch-Hällischen Eber) von Lena und Cäsar Bürgi: (www.silberdistel-kost.ch) und probierten dann noch reine schwäbisch-hällische TuetlihoferInnen (www.tuetlihof.ch), und seit Frühling 22 können wir kleine ChriesihöflerInnen (mit Verwandschaftsbeziehungen zu den Silberdistel-Schweinen) vom Nachbardorf (www.chriesihof.ch) beziehen.

Stall-Freilandhaltung

Schweine sind sehr intelligente Tiere, die in der „Natur“, solange es hell ist, quadratkilometergrosse Reviere nach Fressbarem absuchen und genau wissen, wann, was, wo „geerntet“ werden kann. Als Haustiere zeigen sie zwar dieses Nahrungserschliessungs-Verhalten schon noch beim Raffeln des Rüssels an irgendwelchen Wänden, beim Nodere im Auslauf, in der Tiefstreue – wobei sie rechte Mengen Stroh fressen, der Konsistenz des Kotes nach zu schliessen. An der Aufregung, dem lauten Schreien, der sprichwörtlichen Gier der Schweine, wenn es dann einmal Futter gibt, sieht man, dass die Tiere ihr Verhalten nicht richtig ausleben können. Die Freilandhaltung ermöglicht den Schweinen ein richtiges Wühlen, kann aber mit der oft monotonen Ackerfläche auch keinen Wald ersetzen. Weil wir in der Gegend extrem hohe Landwirtschafts-Landpreise von bis zu 15 Fr./m2 haben, würde uns Kulturlandfläche für Schweine reuen, zudem bräuchte es einen ziemlichen Aufwand, die Schweine dazu zu bringen, ihre Fäkalstellen sporadisch zu wechseln, damit kein Grundwasserproblem entsteht. Bei kleinen Beständen würde sich hier das Anhänger-System («Sau Karavan»), wie man es bei den Legehennen- und Pouletmast-Ställen kennt und wie es der Hof Silberdistel rausgetüftelt hat, aufdrängen.

Wenn wir Zeit haben, und es sich gerade ergibt, zügeln wir eine Schweinegruppe für ein paar Wochen, bis es zu fest schlammt, in ein Ferienhaus mit Umschwung auf der ehemaligen Pflanzung. Die Extensivrassen sind deutlich robuster in ihrer Gesundheit und können mit ihrem längeren Darm Raufutter besser verdauen als die Hochleistungsfleischrassen, aber zaubern können sie auch nicht, das mussten wir lernen, auch sie werden nur feiss mit kohlenhydrat- und eiweissreichem Futter. Eine Verbesserung der Mattenhof-Haltungsbedingungen könnte eine temporäre Weide sein – das Einrichten der Weide und das Rausführen und Reinnehmen bräuchte allerdings wieder einen grösseren Zeitaufwand. Für die nächsten Färli wollen wir die Tiefstreufläche interessanter gestalten, allenfalls wieder eine Rückkehr zum alten System der vollflächigen Stroh-Mist-Fläche probieren.